Hebammen sollen Eltern in Sachsen noch umfassender begleiten als bisher. „Die Geburt eines Kindes ist für alle Eltern eine Herausforderung. Ganz besonders beim ersten Kind“ begründet Familienministerin Christine Clauß das Programm. Zwanzig berufserfahrene Hebammen haben eine entsprechende Weiterbildung begonnen, die vom Freistaat Sachsen in Zusammenarbeit mit dem sächsischen Hebammenverband initiiert wurde und gefördert wird.
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Die Teilnehmerinnen des Kurses werden künftig jungen Eltern mit Rat und Hilfe zur Seite zu stehen. Die Hebammen sollen dabei die bestehenden professionellen Hilfesysteme nicht ersetzen, sondern im Bedarfsfall auf diese verweisen und eine Brücke bauen. „Wir wollen Rahmenbedingungen schaffen, in denen junge Familien die Hilfe bekommen, die sie brauchen. Mit den Weiterbildungen der Hebammen sind wir dem wieder ein großes Stück näher gekommen“, so Christine Clauß. Anfang November startet der zweite Grundkurs in der diakonischen Akademie Moritzburg. Beide Kurse sind mit je 20 Personen voll ausgebucht.
Zwanzig Absolventinnen der Grundkurse werden im Frühjahr einen Aufbaukurs zur Familienhebamme beginnen, so dass im Herbst nächsten Jahres qualifizierte Familienhebammen zum Einsatz in den Kommunen zur Verfügung stehen. „Ich hoffe sehr, dass die Kommunen diese Chance nutzen und die Familienhebammen einsetzen, damit jede Familie, die Unterstützung braucht, diese auch bekommt“, so Staatsministerin Clauß. Im Aufbaukurs lernen die Hebammen vor allem, wie sie selbst Unterstützungsleistungen für die Bewältigung von Problemsituationen geben können, die über die Dimension Gesundheit hinausgehen. Auch dieser Kurs ist bereits ausgebucht.
Im Grund- sowie im Aufbaukurs werden Fachreferenten das Wissen vermitteln. Die Hebammen werden dafür je Kurs in sechs Modulen á zwei Tage, insgesamt 96 Stunden, unterrichtet.
Die Ausbildung wurde durch das Sächsische Staatministerium für Soziales und Verbraucherschutz in Dresden ins Leben gerufen und soll präventiv wirken. Staatsministerin Clauß: „ Familienhebammen können im Rahmen der Gesundheitshilfe oder der Jugendhilfe gerade in Familien mit besonderen Belastungen zur Unterstützung der gesamten Familie eingesetzt werden.“ Durch die Qualifikation zu Familienhebammen werden in Sachsen, wie auch schon in anderen Bundesländern, Familienschutz und Kindeswohl verstärkt gewährleistet.
Die Familienhebammen sind eine Ergänzung zum bestehenden Netzwerk von Mütterberatung, Jugendamt, Kinderärzten, Allgemeinem Sozialen Dienst und Vertretern der Krankenhäuser. Hier werden Frauen, die während und nach der Schwangerschaft Unterstützung benötigen, verschiedene Hilfsmöglichkeiten aufgezeigt.
Dieses Projekt gibt es auch schon länger in Niedersachsen, Thüringen, Hamburg usw. Die Familienhebammen sind eingebettet in die regionalen Netzwerke früher Hilfen gegen Kindeswohlgefährdung.
Ziele des Einsatzes von Familienhebammen sind auch dort:
Frauen in schwierigen materiellen und psychosozial belastenden Lebenslagen und/oder mit medizinischen Risiken möglichst frühzeitig in der Schwangerschaft, spätestens jedoch sofort nach der Entbindung, zu erreichen
Entwicklungsdefizite von Kindern früher zu erkennen und die Inanspruchnahme der Schwangerenvorsorge und der Untersuchungen der Kinder zur Früherkennung von Krankheiten zu erhöhen
Mit allen an der gesundheitlichen, sozialen, psychischen und materiellen Versorgung der Familie interessierten und zuständigen Einrichtungen zusammen zu arbeiten, um durch die Koordination und Vernetzung der sozialen Dienste die Risiken zu minimieren, dass Mütter/Familien an ihren individuellen und sozialen Lebensumständen scheitern und dass Säuglinge, Klein- und Schulkinder vermeidbaren Gefahren für ihre körperliche, geistige und seelische Entwicklung ausgesetzt sind.
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