Der Erhalt der Vater-Kind-Beziehung hat nach der Trennung nur bei regelmäßigem Umgang eine vielversprechende Zukunft
Das Verhalten und die Probleme von getrennten Vätern, was man natürlich genauso auf getrennte Mütter anwenden könnte. Ein Forschungsergebnis vom Institut für Geschlechter- und Generationenforschung. |
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Bereits mit dem Auszug aus der gemeinsamen Wohnung und erst recht nach der Scheidung beginnt für viele Scheidungsväter ein anderes Leben mit neuen Härten und Hürden. In den meisten Fällen müssen sie den Kontakt zu ihren Kindern gänzlich ohne ihre Expartnerin gestalten. War in der Vergangenheit das Familienleben von Alltagsroutinen getragen, so müssen sich der Scheidungsvater und sein Kind nach der Trennung in der Mehrheit aller Fälle auf eine völlig neue Situation einstellen. Jenseits von liebgewonnen Gewohnheiten, die früher das Familienleben beherrschten, muss jede einzelne Begegnung nach der Scheidung oder auch schon seit der Trennung bewusst gestaltet und in jeder Hinsicht gut organisiert werden. Es stellen sich damit die Fragen, die viele Scheidungsväter kennen: Wie verbringe ich alle zwei Wochen die Wochenenden mit meinen Kindern? Ist es nötig, dass die Kinder in der neuen Wohnung des Vaters ein eigenes Zimmer erhalten? Und kann ich mir das überhaupt leisten? Sollen in der kurzen gemeinsamen Zeit alle ungeklärten Probleme, die die Kinder eh belasten, zu Gunsten einer mehrstündigen heilen Welt vermieden werden? Dazu kommt bei vielen, dass die Übergabe des Kindes von der Mutter zum Vater oder umgekehrt, immer wieder ungeklärte Konflikte des Elternpaares aufreißt. Nicht selten ist die Übergabe ein Ereignis voller Feindseligkeit und Argwohn.
Kaum etwas erinnert noch an das selbstverständliche Miteinander in der alten Familie. Es stellt die geschiedenen Männer vor die anspruchsvolle Aufgabe, neue Wege als Vater im Umgang mit ihren Kindern zu finden. „Erfolgreich können sie dabei nur sein, wenn ihr Kontakt mit ihren Kindern regelmäßig ist. Denn nur so kann sich stabile Väterlichkeit zum Kind entwickeln. Findet der Umgang seltener als einmal monatlich statt, so gelingt es kaum einem Vater, die Beziehung zu seinem Kind aufrecht zu erhalten“ fügt der Projektleiter Amendt hinzu. Es stimmt bedenklich, dass nach unseren Befragungsergebnissen nur etwas mehr als die Hälfte der von uns befragten Männer von einem häufigen Kontakt zu ihren Kindern berichten. Doch auch die Väter, deren Beziehung zum Kind noch besteht, beklagen zu 65%, dass sie sich von wichtigen Entscheidungen im Leben ihrer Kinder ausgeschlossen fühlen.
Damit geht nicht selten eine Achterbahnfahrt der Gefühle einher, die zwischen Freude am Kind, Versagensängsten und äußerst widersprüchlichen Gefühlen gegenüber der Exfrau auf und ab geht. Über 80% der Männer genießen die gemeinsame Zeit mit ihren Kindern. Es ist ihnen wichtig, dass sie ihren Kindern als Vater erhalten bleiben.
Der größte Teil berichtet, dass ihnen die Kinder nach einem Treffen sehr fehlen und sie sich nach dem altervertrauten Familienleben sehnen und dass sie nach dem Treffen tagelang niedergeschlagen sind. Nur etwa ein Drittel der befragten Männer gab an, dass der Umgang mit den Kindern sie hinterher nicht depressiv stimme. Viele gaben auch an, dass sich der Kontakt nach der Trennung trotz aller Bemühen verändert habe. Sie berichten von Schuldgefühlen gegenüber ihren Kindern und dass sie Auseinandersetzungen mit ihnen vermeiden. Nicht selten versuchen sie aber auch in einen Wettstreit mit der Mutter zu treten und ein Mehr an Fürsorglichkeit zu bieten. Und ebenso können sie ihre negativen Gefühle gegenüber ihrer Exfrau vor den Kindern nur schwer verbergen.
Die Entwicklung einer neuen Vaterrolle, die mit der Trennung vielfach einhergeht, stellt große Anforderungen an die meisten Männern. Sie kostet viel Energie und führt eher häufig als selten zu einem Leistungsabfall in anderen Lebensbereichen wie der Arbeit und zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen.
„Nur Zahlvater zu sein, ist für die Mehrheit der Männer keine brauchbare Väterlichkeitsperspektive. Eine wichtige Hilfe für Männer sind die im Lande an vielen Orten entstehenden Vätervereine. Obwohl die selbstorganisierten Vätervereine für viele hilfesuchende Männer die letzte Anlaufstelle sind, wird ihnen bislang jede familienpolitische Unterstützung vorenthalten!“
Prof. Dr. Gerhard Amendt.
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