Es kennt wohl jeder Mensch das unheimlich starke Gefühl der Liebe: ein Begehren, das ebenso Kraft rauben, wie Energie spenden kann. Der Betroffene durchlebt eine Gefühlsachterbahn, die ihn einmal hinauf ins Paradies des Glückes und einmal hinab ins Tal der Tränen mitreißt. Doch es gibt immer noch die Rückseite dieser Medaille: Denn wo Liebe, da ist meist auch die Eifersucht angesiedelt. Sie verzehrt den unter ihr Leidenden förmlich und lässt ihn in Traurigkeit und Tristesse zurück. Gerade für die Eltern ist es schwer, das eigene Kind mit den Symptomen kämpfen zu sehen. Aber auch sie selbst können betroffen sein.
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Eifersucht: die Krankheit ohne Gegenmittel
Seit Jahrhunderten wird literarisch nicht nur die Liebe beschrieben. Immer wieder haben sich getroffene Seelen auch dem Gefühl der Eifersucht gewidmet. Wer solche Zeilen liest, wird sich darin sehr schnell wiederfinden. Denn beinahe jeder Mensch ist mindestens einmal im Leben von ihr betroffen. Somit ist es jedem von ihnen nur zu gut bekannt, dass die Sehnsucht nach einer geliebten Person immer auch den Hass mit sich bringen kann. Etwa dann, wenn die angehimmelte Dame sich einem anderen Herrn zuwendet. Schnell fühlt man sich selbst dabei hintergangen und ausgestoßen – ungeliebt also. Dabei ist es egal, ob es sich bereits um eine bestehende Partnerschaft, einen leichten Flirt oder sogar nur eine Freundschaft handelt. Wir Menschen entscheiden uns unbewusst sehr schnell für einen potenziellen Weggefährten, mit dem wir durch dick und dünn gehen wollen. Umso schwerer können wir es verdauen, wenn der dafür Auserkorene diesen Weg mit einer anderen Person gehen möchte.
Tief in uns verwurzelt – die Ursachen der Eifersucht
Oft wurde versucht, dem Phänomen dieses Leidens auf den Grund zu gehen. Doch es blieb bei der Erkenntnis, dass wir ebenso wie zur Liebe eben auch zum Hass geboren sind. Mehr noch, beide Gefühle scheinen Hand in Hand zu gehen und beide wohnen in unserem Unterbewusstsein. Allerdings ist es so, dass nicht jeder Mensch gleichermaßen von den Symptomen betroffen ist. Gerade oberflächlichen Personen ist es oft gegeben, die negativen Gefühle auszublenden oder sie kurz und wenig schmerzvoll zu akzeptieren. Tiefgründige Menschen dagegen können an der Krankheit, die sich ähnlich wie eine Depression äußert, aber durchaus zugrunde gehen. In der Regel gilt: Je gefestigter der Mensch in seinem Bewusstsein ist, umso eher sieht er Auswege aus der Lage oder begreift schlichtweg, dass die geliebte Person ihren Freiraum benötigt. Zudem ist immer auch entscheidend, welche Ausgangslage zur Eifersucht führte.
Liebe oder Hass?
Gerade für die Eltern eines verliebten Kindes ist es oft nicht leicht, die Achterbahn der Gefühle stets richtig zu erkennen. Mal hat der Nachwuchs keinen Hunger oder sitzt lustlos in der Ecke, weil er sich glühend der Liebe zu einer Dame hingibt – ein anderes Mal, weil er sich von ihr sitzen gelassen fühlt. Für Mutter und Vater ist es daher nicht immer leicht, die richtigen Folgen aus dem Handeln des Kindes zu ziehen. Hierfür ist vielmehr ein sehr feines Gespür für den Augenblick notwendig. Wer dazu nicht in der Lage ist, darf jedoch das Gespräch zur Tochter oder dem Sohn suchen und die vermeintlich erkannten Probleme offen ansprechen. Von einigen Betroffenen wird diese helfende Hand dankbar angenommen, von anderen zurückgewiesen. Nach mehrmaligem, jedoch immer sehr sensiblen Nachfragen ist es oft aber so, dass sich die Kinder ihren Eltern anvertrauen und regelrecht um deren hilfreiche Ratschläge bitten.
Die krankhafte Eifersucht – mehr als nur eine Laune
Etwas anders ist die Situation, wenn jemand diese Achterbahn der Emotionen nicht gänzlich erlebt, sondern auf kurze Phasen des Glückes die langen Phasen von Trauer und Wut in ihm aufkeimen. Hierbei ist fast von einer krankhaften Eifersucht auszugehen. Der unter ihr Leidende erkennt die Banalitäten eines Augenblickes nicht, sondern zieht aus einem Moment stets das Negative. Er sucht förmlich nach vermeintlichen Beweisen dafür, dass die Partnerin sich mit anderen Männern trifft oder vermutet hinter jedem Telefonat, dass sie mit einem Fremden flirtet. Sind die Symptome derart weit gediehen, sollte bereits an die Hilfe eines Psychologen gedacht werden. Denn nicht selten kann die krankhafte Eifersucht zu ungewollten Taten führen. Angefangen vom sinnlosen Beenden der Beziehung bis hin zu körperlichen Übergriffen auf den Partner oder die angehimmelte Person. Erkennen Eltern dergleichen bei ihrem Kind, sollten sie kompetente Hilfe in Anspruch nehmen.
Wenn die Eltern selbst betroffen sind
Bei alledem sollte aber nicht vergessen werden, dass auch Eltern unter der Eifersucht leiden können. Etwa dann, wenn der eigene Nachwuchs sich verliebt hat, mit einem anderen Menschen eine Partnerschaft aufbaut – und sich damit aus der Fürsorge und der elterlichen Geborgenheit nach und nach verabschiedet. Es ist keine Seltenheit, dass der Vater den Freund der Tochter mit Argusaugen betrachtet. Oder dass die Mutter regelrecht in eine Konkurrenzsituation zur Freundin ihres Sohnes eintritt. Denn je stärker sich zwei Menschen lieben, desto schneller kühlt auch die Zuneigung zwischen den Eltern und ihrem Kind ab. Hierbei sollten alle Beteiligten jedoch nicht davor zurückschrecken, das gemeinsame Gespräch zu suchen. Damit lässt sich oft ein größeres Übel vermeiden. Dennoch sind es letztlich Vater und Mutter, die loslassen müssen. Sie haben den Nachwuchs großgezogen, damit er auf eigenen Beinen steht. Ist der Moment gekommen, sollten sie nicht allzu sehr betroffen sein.
Die Selbsterkenntnis als beste Medizin
Doch es ist egal, wer und wann von der Eifersucht befallen ist. Immer sollte der Versuch unternommen werden, die Gesamtzusammenhänge der Lage zu sehen. Und nicht etwa, sie nach eigenen Wünschen sehen zu wollen. Es ist irrelevant, ob die Tochter unglücklich verliebt ist oder die Eltern den ausziehenden Nachwuchs festhalten wollen: Jeder von ihnen muss begreifen, dass gerade dieses starre Klammern an einem geliebten Menschen in der Regel nicht zum Erfolg führt, sondern das zarte Pflänzlein der Zuneigung sowie die starken Bande einer Familie sehr leicht durchtrennen können. Und erst wer zu dieser Erkenntnis bereit ist, sieht die vermeintlichen Probleme häufig aus einem anderen Blickwinkel und kann mit Zurückweisungen – gefühlt oder real – weitaus besser umgehen. Wichtig ist es somit stets, auch sich selbst zu hinterfragen und nicht aus jeder harmlosen Gelegenheit den sprichwörtlichen Sturm im Wasserglas zu entfachen. Er ist ebenso Energie raubend wie sinnlos. Oder anders ausgedrückt: Wer lieben will, muss auch loslassen können.
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